Der diplomierte Strategieberater und Business Developer Mark H. Suabedissen beschäftigt sich im folgenden Artikel mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation in der Schweiz. Er zeigt im Rahmen des starken Franken erfolgsversprechende Maßnahmen zur Profitabilitätssteigerung für Unternehmen auf – wie u.a. den Einsatz von Interim Managern.
Schweizer Unternehmen: Praxistaugliche Maßnahmen als Antwort auf die neuerliche Frankenaufwertung
Die Aufwertung des Franken erhöht spürbar den Druck auf Schweizer exportgetriebene KMU. Die richtigen Gegenmaßnahmen auszuwählen und erfolgreich umzusetzen, fordert von den KMU-Chefs wohl überlegte Entscheidungen.
Gerade die Schweiz ist in ihrer Industrielandschaft geprägt von KMU-Betrieben, die ähnlich anderen kleineren Ländern wie Luxemburg, Österreich und Irland stärker international aktiv sind als die KMU mit einem deutlich größeren Heimatmarkt. Fällt nun der Großteil der Kosten im Inland an und verteuert sich die Währung schlagartig um gut ein Fünftel – wie Mitte Januar geschehen – so trifft dies die KMU im Zuge ihres Exports umso schwerwiegender. Dies geschieht, da die Betriebe ihre Produktion nicht wie die Konzerne weltweit auslagern oder ihre Währungsrisiken wie die Schweizer Großversicherungen im Voraus abgesichert haben.
Erfolgversprechende Maßnahmen: Steigerung der Profitabilität – trotz Frankenstärke
„Welche umsetzbaren, pragmatischen Lösungen mit kurz- bis mittelfristigen Realisierungszeiträumen gilt es nun zu erarbeiten und umzusetzen?“ Diese Frage stand im Fokus einer Reihe von Interviews mit Geschäftsführern. Für jeden Patron hat es hohe Priorität, den starken negativen Einfluss auf das Geschäftsergebnis 2015 zu minimieren. Um dem deutlich gestiegenen Kostendruck entgegenwirken zu können, kommen Schweizer KMU nicht umhin, gleichzeitig mit mehreren Ansatzpunkten der Frankenaufwertung zu begegnen. Dies erhöht spürbar die Komplexität der Erarbeitung und Umsetzung von individuellen, meist parallel laufenden Effizienzmaßnahmen mit unterschiedlich langen Laufzeiten.
„Einen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten und diesen intern sowie an den Außenschnittstellen mit vorgelagerten Produktionspartnern und den Distributoren abzustimmen, sei die vordringlichste Aufgabe der Unternehmensführung“, sagt der CEO eines führenden Schweizer Med-Tech-Herstellers.
Gerade in der jetzigen Situation, in der ein KMU-Chef sich vor vielen, gleichzeitig zu bewältigenden Herausforderungen sieht, liefern erfahrene Interim Manager mit ihrem Know-how wertvolle Unterstützung in der Konzeption und Realisierung von erprobten Problemlösungen. Ein solcher externer Berater ist innerhalb weniger Tage einsatzbereit und bietet als Sparringspartner hohen Nutzen für den KMU-Chef bei der Ausarbeitung individuell auf den Betrieb abgestimmter Maßnahmen. Diese „Feuerwehrfunktion“ leistet einen wichtigen Mehrwert für den Betrieb, da in angespannten Situationen die intern begrenzten Ressourcen nicht durch zusätzliche Mehrarbeit vom wichtigen Tagesgeschäft abgehalten werden.
Kurzfristige Optimierungshebel: Entlastungen durch preis- und kostengetriebene Maßnahmen
Kurzfristige Steuerungsmaßnahmen beschränken sich auf einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten und umfassen Preiserhöhungen, temporäre Wechselkurszuschläge, Überprüfung und Senkung der Personalkosten sowie die Verlagerung von unterstützenden Dienstleistungen ins nahe Ausland. Dies sind Maßnahmen, welche cash-wirksam sind und unter Profit- & Loss-Gesichtspunkten einen klaren Mehrwert zum Geschäftsergebnis aufweisen.
Bevor ein Unternehmen ein Bündel an Maßnahmen angeht, zeigt die Erfahrung, wie wichtig es ist, dass die einzelnen Instrumentarien aufeinander abgestimmt realisiert werden. Dies, da sie in einem laufenden Geschäftsbetrieb untereinander in Wechselbeziehungen stehen. Diese wichtige Koordination der Instrumente übernimmt ein Risikomanagement, welches zudem wichtigen Fragen nachgeht, wie: „Welche Stellgrößen haben den größten Effekt auf den Geschäftsbetrieb?“ und „Welche Instrumente sind vorhanden und welche müssen erst noch etabliert werden, um für die Zukunft besser gewappnet zu sein?“ Falls dieses Risikomanagement in der Vergangenheit nicht genug im Fokus stand, so wäre dies eine vordringliche Aufgabe, welche ein Interim Manager für den Patron entwickelt und anschließend in die Betriebsstruktur eingliedert.
Eine Reihe der besuchten Firmen haben sich zu Preiserhöhungen von bis zu 20% entschieden. Diese Zuschläge verpacken die interviewten KMU-Chefs in eleganter Weise, indem sie von „temporären Wechselkurzuschlägen“ sprechen. Temporär deshalb, da sie in ihrer Höhe abhängig sind von dem Wechselkurs zum Zeitpunkt des jeweiligen Kaufes. Hierzu erstellen die Firmen für ihre Abnehmer eine Tabelle, welche den Wechselkurs zum Franken in einzelne Bandbreiten einteilt. Je nach Bandbreite werden „Wechselkurszuschläge“ auf den Preis aufgeschlagen, der Basis-Preis für Produkte und Dienstleistungen wird beibehalten. „Flexible Wechselkurszuschläge zeigen dem Kunden, dass es sich um kurzfristige Maßnahmen handelt und werden von Seiten der Kunden gut akzeptiert“, sagt der Leiter des auf dem Gebiet des Klebstoff-Engineering führenden Familienunternehmens. Er unterstreicht diese erfolgreiche Maßnahme mit seiner Beobachtung, dass „Kunden die Transparenz dieses Systems sehr wertschätzen“ und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu, dass „bei Preisen von über 1,20 CHF pro Euro der Kunde sogar eine Reduktion erhält“.
Neben der möglichen Anpassung der Preise gilt es, die Fixkostenseite eingehend zu analysieren, will man einem rückläufigen Geschäftsergebnis für 2015 rasch entgegenwirken. Am häufigsten genannt wurden Kosteneinsparungsmaßnahmen im Personalbereich, wie ein Personalstopp für 2015, eine Lohn-Nullrunde sowie die Bezüge des Top-Managements und Verwaltungsrates auf eine Verringerung hin zu untersuchen. Einige der Firmen sind dazu übergegangen, ihre administrativen Arbeitsstellen von der Schweiz in die ausländische Niederlassung zu verlegen. Beim Thema Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeiten, wie es als einer der ersten der Bühler-Konzern und der Industriekonzern Georg Fischer praktizieren, gehen die Meinungen weit auseinander. Zum einen, da die Durchsetzung auf Arbeitnehmerseite tariflich limitiert ist, zum anderen, da diese Maßnahme volle Auftragsbücher bedingt, denn eine Arbeitszeiterhöhung bedeutet, die bestehende Auftragslage schneller abzuarbeiten. Um nicht danach in Kurzarbeit zu verfallen, ist zuerst eine tragfähige Umsatzplanung vom Vertrieb, dem Controlling und der Geschäftsführung anzufertigen. Die Umsetzung einer solchen Erhöhung um mehr als 10% pro Woche ohne monetären Ausgleich gestaltet sich, aufgrund des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) für Arbeitnehmer sowie Arbeitnehmervertretungen, eher schwierig, so das Argument. Aus diesem Grund liefern auf dem Gebiet der Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretungen erfahrene Berater eine bedeutende Hilfestellung, wenn sie als Co-Verhandlungspartner die Verhandlungen für die Durchsetzung übernehmen.
Kurz- bis mittelfristige Optimierungshebel: Smarte Investitionen und Effizienzmaßnahmen im Einkauf
Auch wenn aufgrund des plötzlich gestiegenen und immer noch mit 13% - 15% Aufwertung teuren Franken gegenüber dem Euro ein KMU-Chef lieber heute als morgen reagieren möchte, so verdienen mittelfristig anzugehende und zu realisierende Projekte ebenso seine volle Aufmerksamkeit. Diese sind es doch, welche in den Folgejahren die Basis für kosten- und prozesseffiziente Geschäftsausübung bilden. Die zeitliche Dimension mittelfristiger Maßnahmen liegt bei bis zu 24 Monaten. Somit laufen diese parallel zu den kurzfristigen Maßnahmen und erfordern meist mehr Konzeptions- und Realisierungsaufwand, da sie in der Regel komplexer sind, tiefer in die Geschäftsprozesse eingreifen und anspruchsvolle Interaktionen und Verhandlungen mit Drittparteien beinhalten.
Nachfolgend werden Maßnahmen, wie vorgezogene größere Investitionen oder Initiativen im Einkauf, als vielbeachteter Lösungsansatz zur Verringerung fixer wie auch variabler Kosten betrachtet.
Auf der Fixkostenseite prüfen KMU derzeit verstärkt, größere Investitionen vorzuziehen. Investitionen in neue Anlagen und Maschinen in der Schweiz sollen die Effizienz im Inland steigern. Aufgrund des deutlich gesunkenen Euro-Kurses sind nun Groß-Investitionen für Schweizer KMU deutlich günstiger geworden. Dieser Einsatz kann sich, trotz der momentan zu vermeidenden Mehrausgaben, durchaus in Form von Rationalisierungen lohnen. Erfolgreich implementierte Automatisierungsprojekte können dazu beitragen, die Produktion auf längere Sicht in der Schweiz zu halten und dies zu wettbewerbsfähigen Preisen.
Neben den oben beschriebenen Fixkosten spielt ein effizienter Einkauf bei der Optimierung variabler Kosten eine tragende Rolle im Hinblick auf die Erzielung von Kosteneinsparungen. Es kann nicht genug betont werden, wie wichtig es generell und gerade jetzt in Zeiten der wiederholten Kosteneinsparungsrunden ist, wenn der Einkaufsleiter genauestens Bescheid weiß über alle beschafften Güter und Dienstleistungen sowie über alle Lieferanten. Die Wirklichkeit sieht jedoch zumeist anders aus: Daten des Einkaufs finden sich in historisch gewachsenen, verschiedenen IT-Systemen, womöglich bei verschiedenen Unternehmensteilen, mit unterschiedlichen Bezeichnungen. Es fehlt eine sog. „Spend Transparency“. Diese erfordert ein einheitliches Klassifizierungssystem aller von Dritten beschafften Waren und Diensten, ebenso eine einheitliche Klassifizierung der Lieferanten. Gängige, international gelebte Klassifizierungssysteme sind UNSPSC (United Nations Standard Products and Services Code) sowie die DUNS-Nummer (Data Universal Numbering System) zur eindeutigen Identifikation von Lieferanten. Mit einer solchen transparenten Übersicht der „wahren“ Ausgaben pro Material und pro Lieferant im Rücken lässt sich der Beschaffungsbedarf besser bündeln und stärkt die Verhandlungsmacht, vor allem im jetzt günstigen Euroraum.
Interessanterweise stieß bei den Interviews eine zukünftige Verlagerung von bis dato im Inland durchgeführten Dienstleistungen an Unternehmen in die angrenzenden Euroländer auf eine hohe Akzeptanz. Einerseits da hierdurch nicht das Qualitäts- und Verkaufsmerkmal „Made in Switzerland“ gefährdet wird, andererseits sprechen die Kostenersparnis und die im Verhältnis niedrigen Transportkosten für diese Effizienzmaßnahme. Beispiele reichen von der Verpackung der in der Schweiz zu 100% hergestellten Implantaten eines Med-Tech-Unternehmens bis zum Verpacken von Dübeln, Bolzen und Elektrowerkzeug eines führenden Befestigungstechnikherstellers aus Zürich.
Priorisiertes Maßnahmenbündel gegen den starken Franken
Die Auswertung der Interviews ergab kurz- und mittelfristige Maßnahmen, welche das folgende Diagramm hinsichtlich ihres Kosteneinsparpotentials und ihrer Realisierungsaufwendungen zeigt.
Abbildung 1: Werden die Maßnahmen gemäß ihres erwarteten Einsparpotentials und dem geschätzten Umsetzungsaufwand analysiert, ergibt sich eine empfohlene Priorisierung hinsichtlich ihrer Umsetzung.
Ausblick
Die Wettbewerbsfähigkeit und Existenz der kleineren und mittelgroßen Schweizer Unternehmen wurde in den letzten beiden Generationen wiederholt aufgrund des überbewerteten Frankens herausgefordert. Dieser Druck hat die Betriebe zu wiederholten Kosteneinsparungsrunden, Rationalisierungen und Verschlankungen gezwungen. Die momentane Situation der sprunghaften Frankenaufwertung und der Gefahr, Marktanteile im Export zu verlieren, betont die Notwendigkeit, an der eigenen betrieblichen Effizienz wiederum zu arbeiten und die aussichtsreichsten, individuell abgestimmten Optimierungsprojekte umzusetzen. Externe, erfahrene Berater wie gerade die ausgesuchten Interim Manager der Management Angels bieten den KMU-Kapitänen die bestmögliche Unterstützung, den Betrieb in rauer See sicher durch den derzeitigen Sturm zu lenken. Das hohe Renommee, zu den Top-Vermittlern von ausgesuchten Beratern und Interim Managern im deutschsprachigen Markt zu zählen, haben sich die Management Angels nicht zuletzt damit erarbeitet, dass sie sich seit 15 Jahren nur auf die besten freischaffenden Berater konzentrieren, welche in einem Selektionsprozess ihre Referenzen unter Beweis stellen müssen. Gerade die Schweizer KMU profitieren davon, dass die Management Angels ein Züricher Büro eröffnet haben, um näher vor Ort sein zu können und ihre hochqualifizierten Interim Manager nun in der Schweiz anzubieten.