Am 24. November 2016 veranstalteten die Management Angels im altehrwürdigen Anglo-German Club das bereits elfte AIMP-Regionalforum Interim Management in Hamburg. In der völlig ausgebuchten Veranstaltung, zu der sich Interim Managerinnen und Manager mit den Providern des AIMP jährlich einmal treffen, ging es in diesem Jahr um das Thema Transformation Management. Die Gastreferenten Patrick Carré, Leiter des Shell-Tankstellengeschäfts in der Dach-Region, Dr. Marei Strack, Vorsitzende der DDIM sowie Dr. Frank Edelkraut, erfahrener Interim Manager in Restrukturierungs- und Transformationsprojekten, begeisterten das Publikum mit ihren Vorträgen, die das Thema Transformation aus sehr unterschiedlichen Warten betrachteten. Moderiert wurde die Diskussion vom Geschäftsführer der Management Angels, Klaus-Olaf Zehle. Die Begrüßungsworte des AIMP sprach der neue Vorsitzende Dr. Andreas Suter.

Unsere drei Referenten sorgten für anregende Diskussionen rund um das Thema Transformation, an einem Praxisbespiel, in Bezug auf das Interim Management sowie unter führungstechnischen Gesichtspunkten. Im Folgenden geben wir Ihnen einen kleinen Einblick in die Vorträge unserer Referenten:

Patrick Carré
Welche Transormationsbestrebungen lassen sich im Tankstellengeschäft feststellen? Patrick Carré beschrieb sehr eindringlich die Veränderungen, denen sich das Tankstellengeschäft nicht nur in der DACH-Region ausgesetzt sieht. Neben einem extremen Wettbewerbsdruck, abnehmendem Kraftstoffverbrauch und den Veränderungen, die der Klimawandel mich sich bringt, sind auch die Anforderungen der Konsumenten an die „Dienstleistung Tankstelle“ deutlich gestiegen. Es gilt also sehr unterschiedliche Faktoren in der Wandlung von der „herkömmlichen Tankstelle“ zu einem „Ort der Rundumversorgung“ einzuleiten.
Da aktuell noch nicht abzusehen ist, in welche Richtung sich die Fahrzeugantriebe nachhaltig entwickeln werden und welche „Kraftstoffe“ zukünftig getankt oder anderweitig dem Fahrzeug zugeführt werden, muss sich ein Unternehmen wie die Shell neu erfinden; Mehrwerte für den Kunden schaffen, die eine Tankstelle zu einem unverzichtbaren Aufenthaltsort machen. Strategische Partnerschaften, vom Kaffeeausschank über Süßwaren, frische Lebensmittel bis hin zum Paketannahmeservice, werden zukünftig eine bedeutende Rolle dabei spielen. Der Wandel muss nicht unbedingt durch disruptive Innovationen erfolgen – aber man muss schon über den Tellerrand schauen!

Dr. Marei Strack
Transformation – Buzzword oder ernstzunehmende Herausforderung für Interim Manager? Sind wir als Interim Manager für die Anforderungen, die Transformationsprojekte an uns stellen, eigentlich ausreichend gewappnet? Sind die Kernkompetenzen, die uns auszeichnen, wirklich die richtigen, die uns befähigen, Transformationsprojekte zu stemmen? Ist unsere langjährige Erfahrung die, auf der man in solchen Projekten aufbauen kann? Das könnte ein Trugschluss sein.
Wir haben es heute mit einer ganz anderen Führung und einer veränderten Kultur in Unternehmen zu tun. Unser gewohnter Führungsstil und unser bewährtes Kommunikationsverhalten als Interim Manager können in dieser agilen Umwelt auch als „Besserwisserei“ ausgelegt werden und ihr Ziel verfehlen. Macht und Status reichen heute nicht mehr aus, um sich den Respekt der Mitarbeiter zu verschaffen.
Für Transformationsprojekte gibt es noch keine Blaupause, in vielen Unternehmen ist Transformation heute noch „work in progress“. Für Interim Manager bedeutet das aber auch dauerhaft dazuzulernen. Anders als der Festangestellte, der durch aktuelle Projekte und Weiterbildungsmaßnahmen aufgeschlaut wird, müssen wir als Interim Manager unsere Fortbildung selbst organisieren, Zeit, Geld und Energie investieren – tun wir das?
Eine erste Arbeitsfassung für ein agiles Manifest für Interim Management fordert heute Führung durch Inspiration statt durch Macht. Kooperation ist wichtiger als Wettbewerb, Offenheit und Neugier sollten über dem Streben nach Status und Anerkennung stehen und Lernen ergänzt Erfahrung. Wenn wir diese vier Paradigmen beherzigen, sind wir auf Transformationsprojekte besser vorbereitet.

Dr. Frank Edelkraut
Ist VW bereits ein Vergangenheitsmodell? Frank Edelkraut führte uns in seinem provokanten Vortrag vor Augen, welche rapiden technischen Entwicklungen wir in den vergangenen Jahren erleben durften. Während es bei der WM 2006 noch keine Apps gab, sind sie heute nicht mehr wegzudenken. Wir haben in einer minimalen Zeitspanne eine extreme digitale Entwicklung vollzogen, in der künstliche Intelligenz für schnelle Antworten sorgt. Getrieben wird das Ganze durch agile Methoden in der Arbeitsweise.
Während früher, in einer Zeit, als man über Prozesse führte, die Frage lautete „Wie stellen wir sicher, dass sich alle an das System halten?“, lautet die Frage heute, in einer Zeit, in der über Begeisterung geführt wird: „Wie stellen wir sicher, dass unser System zum Umfeld passt?“
Agile Transformation bedeutet radikale Kundenorientierung, selbstorganisierte Teams, kurze Zyklen, inkrementale Ergebnisse sowie Retrospektive und Lernen. Für diese Aufgaben fehlen aktuell noch die Leute – ein breites Einsatzgebiet für das Interim Management. Wenn man sich darauf einstellt.
Nach einer kurzen Diskussion gingen die Gespräche mit den Referenten sowie allen anwesenden Gästen bei Wein und Fingerfood bis in die Nacht.
Wir bedanken uns noch einmal ganz herzlich bei den Referenten und allen Teilnehmern des Abends für die erfolgreiche Mitgestaltung des AIMP-Regionalforums. Wir freuen uns, Sie im kommenden Jahr wieder begrüßen zu dürfen. Hier geht es zur Bildergalerie.