» Das Phasenmodell: Treibende Kraft für die Digitalisierung «

Nachdem wir in der ersten Folge darüber gesprochen haben, warum alle über Digitalisierung sprechen, und was Digitalisierung eigentlich ist, wollen wir jetzt darüber sprechen, warum Digitalisierung so schwierig ist.

Laut aktuellen Studien sind die Gründe für den mangelnden Fortschritt in der Digitalisierung fehlende finanzielle Mittel und die rechtliche Unsicherheit.

Tatsächlich scheint es in Deutschland gerade eine gewisse Zurückhaltung zu geben, wenn es um größere Investitionen geht, und Digitalisierung ist für die meisten Unternehmen mit größeren Investitionen verbunden.

Andererseits sind finanzielle Mittel meiner Erfahrung nach leichter verfügbar, wenn es einen guten Plan gibt. Hier scheint es das Problem zu geben, dass es den Unternehmen nicht gelingt einen guten Plan zu entwickeln. Dabei verhindert Digitalisierung ja nicht nur die Gefahr, von anderen aus dem Markt gedrängt zu werden, sondern birgt auch die Chance, nachhaltig ein höheres Niveau an Umsatz und Ergebnis zu erreichen.

Sie sagen, dass Unternehmen keinen Plan für die Digitalisierung haben. Die Studien sagen aber etwas anderes.

Vieles in Deutschland könnte etwas einfacher sein. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Ich glaube aber nicht, dass dies der Kern des Problems ist.

Viele der Studien beruhen auf Befragungen der Unternehmen. Also, die Unternehmen werden gefragt, warum die Digitalisierung so schlecht vorangeht. Welches Unternehmen antwortet darauf mit dem Eingeständnis keinen Plan zu haben.

Das Thema rechtliche Unsicherheit klingt für mich eher nach Verlegenheit. Als Doc Morris an den Markt gegangen ist, waren viele rechtliche Dinge ungeklärt und sie haben es trotzdem einfach gemacht. Der Erfolg von Doc Morris hat dazu geführt, dass rechtliche Verordnungen entstanden sind, die es Online-Apotheken möglich gemacht haben und heute deshalb mehr Klarheit herrscht.

Wie schon erwähnt haben, war ich 1999 habe am Aufbau eines der ersten Onlinereisebüros beteiligt und wir waren unter den ersten, die Pauschalreisen über das Internet verkauft haben. Die großen Veranstalter haben sich geweigert, mit uns zusammenzuarbeiten und wir hatten große Probleme, die dürftigen Informationen aus den Katalogen im Internet abzubilden. Fachkräfte gab es dafür auch keine, weil so etwas noch nie jemand gemacht hatte. Inzwischen machen alle großen Veranstalter mit und die Informationen im Internet sind denen im Katalog natürlich weit überlegen.

In Österreich haben gerade ein paar Notare das erste Online-Notariat gegründet. Das führt zwar zu jeder Menge Widerstand in der Branche, von der sich die Gründer aber kaum aufhalten lassen werden.

Wenn rechtliche Unklarheiten nicht der wahre Hintergrund sind, was ist es dann?

Ich glaube, das grundlegende Problem liegt daran, dass für die Meisten nicht klar ist, wie sie dieses riesige, wolkige Thema zu fassen kriegen sollen, um sich auf einen sinnvollen, machbaren Weg zu begeben.

Wenn ich tatsächlich da landen will, dass Digitalisierung zu Wachstum und Zukunftsfähigkeit verhilft, gibt es auf vielen Ebenen Herausforderungen.

Im Kern geht es darum, dass viele Unternehmen nicht den Anfang finden und keine Geschichte, keine Strategie, keine Idee haben, was Digitalisierung für sie bedeutet. Ohne diese Idee wird es endlos schwierig, die Herausforderungen anzugehen, die ja auf vielen Ebenen bestehen, weil ein Unternehmen dann nicht festlegen kann, in welcher Reihenfolge es diese vielen Veränderungen angehen soll.

Dazu gehören Technologie, Strategie, Daten, Organisation, Fachkräfte, Kultur, Marke ….

Und es wird zu Veränderungen von Machtstrukturen kommen. Das wird Widerstände erzeugen.

Die Unternehmen betreten an vielen Stellen unbekanntes Gelände und haben Schwierigkeiten, Ziel, Richtung und Anfang festzulegen.

Wie kann hier sinnvoll vorgegangen werden?

Zunächst kommen wir erst einmal kurz dazu, wie er nicht aussehen sollte: Viele Unternehmen betrachten die Digitalisierung allein aus einer technischen Perspektive und glauben, sie müssten die neuesten technischen Trends realisieren. Jetzt ist gerade das Thema KI in aller Munde und alle glauben, dass sie KI einsetzen müssen. Ein Head-Hunter erzählte mir neulich, dass derzeit KI-Experten sehr gesucht sind. Dabei haben die Unternehmen keinen Plan, was sie mit KI erreichen wollen. Das gab es früher in anderen Disziplinen auch schon. Nicht selten werden diese Experten dann eingestellt und gehen dann wieder, weil nicht klar ist, was sie tun sollen oder die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Arbeiten nicht gegeben sind.

Nicht falsch verstehen: KI ist sicherlich sehr nützlich. Aber am Anfang steht nicht die Technologie, sondern die Frage, was will ich erreichen? Kosten sparen, Mehrwerte schaffen? Welchen Mehrwert will ich schaffen, für wen? Ist mein Unternehmen schon so weit?

Wie integriert sich das in die bestehende Landschaft eines Unternehmens? Wenn das eine isolierte Ad hoc-Maßnahme ist, wird die Initiative früher oder später scheitern.

Wenn ein Unternehmen anfängt, solchen Impulsen zu folgen, ohne eine Richtung zu haben, endet das aber in der Regel damit, dass diese Impulse ins Stocken kommen. Das hat oft auch zur Folge, dass keine weiteren Aktivitäten mehr unternommen werden.

Also: Es braucht Ziele und es braucht einen Plan, um entweder durch die Phasen IT-Sanierung, Effizienz und Wachstum zu steuern oder in die Disruption zu gehen. Wie dieser Plan aussieht, darüber sprechen wir in der nächsten Folge.

Ihre Ansprechpartnerin

Christiane Fuhrmann
Head of Marketing I Business Development

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